Firmenchronik
Was mit einem Tauschgeschäft begann – Marlen Tostmann bekam für das erste geschneiderte Dirndl einen Laib Mondseer Käse – hat sich in den letzten sieben Jahrzehnten zu einem vielseitigen Unternehmen etabliert.
Doch eines hat sich nicht geändert: Wie im Gründungsjahr auch, werden alle Tostmann Dirndl in den hauseigenen Werkstätten in Seewalchen am Attersee gefertigt.
1942
Die Linzerin Marlen Fischer und der Hamburger Jochen Tostmann geben einander am Gemeindeamt in Seewalchen das Jawort – nicht wissend, dass Jahre später eben dieser Ort zum Sitz von Tostmann Trachten werden und bis zum heutigen Tag bleiben sollte: Seewalchen, Hauptstraße 1
(v.l.n.r.) Jochen Tostmann, seine Schwester und Trauzeugin Gisela Tilmans, geb. Tostmann,
Marlen Tostmann, geb. Fischer und Trauzeuge Emil Krug
1949
beginnt das Ehepaar Marlen und Jochen Tostmann als Zweimannbetrieb mit einem Handwebstuhl und einer alten „Singer“-Nähmaschine im Schreinerhaus auf der Promenade in Seewalchen aus der Wolle von Schaf „Anastasia“ und aus alten – Gott sei Dank nicht mehr benötigten – Uniformteilen und Fahnen handgewebte und kunstgewerbliche Einzelstücke zu fertigen. Für das erste handgenähte Dirndl gab es als Lohn einen Laib Mondseer Käse.
Marlen am Webstuhl (dieser steht heute im Museum in der Bandlkramerey)
1950
unterstützt die erste Mitarbeiterin Marlen Tostmann bei der Herstellung der Dirndl und der Wunsch nach mehr Raum steigt.
1951
erwerben Marlen und Jochen Tostmann das „Reiterhaus“, eine „Bruchbude“ in Litzlberg/Seewalchen und renovieren sie als Wohnung, Werkstatt und Detailgeschäft. Die Trachtenstube Marlen Tostmann besteht nun aus einem 10-köpfigen Team für Produktion und Verkauf.
Übrigens erinnert die Bushaltestelle „Trachtenstube“ heute noch an den bis 1980 dort ansässigen Betrieb.
1953
eröffnet für 4 Jahre ein Detailgeschäft in der Bezirkshauptstadt Vöcklabruck/Oberösterreich. Gleichzeitig baut Jochen Tostmann einen österreichweiten Vertrieb auf, um an namhafte Geschäfte liefern zu können. Nicht nur Maßkleider, sondern auch Konfektionsmodelle werden produziert und auf Verkaufsmessen vorgestellt.
1955, 1956
sind bereits 80 Mitarbeiter beschäftigt. Das Einzelunternehmen Marlen Tostmann wird in eine KG umgewandelt, die ersten Exportgeschäfte nach Deutschland, Italien und in die USA stellen sich ein und Kataloge bewerben die Produkte.
1957
Eröffnung eines Salons im ersten Stock der Bösendorferstraße 1 im 1.Bezirk in Wien.
1958
wird im gegenüberliegenden Opernringhof ein kleines Gassengeschäft eröffnet. Im Sommer findet im Schloss Kammer am Attersee die erste große Modenschau statt.
1959/60
erscheint in verschiedenen Medien in Deutschland und Östereich eine Artikelserie über Tostmann mit dem Titel: „Ein Hamburger erfand den Austrian Look“.
1961
erzeugen in jedem Monat rund 200 Mitarbeiterinnen 4000 Dirndl. Dies entspricht in etwa der heutigen Jahresproduktion. Das Unternehmen floriert und verbucht steigende Umsatz- und Produktionszahlen.
1967
erfolgt die juristische Trennung der Betriebe Seewalchen und Wien
Im selben Jahr steigt Tochter Gesine Maria, kurz Gexi genannt, nach Abschluss ihres Volkskundestudiums in die Wiener Firma ihrer Mutter ein – ihr Dissertationsthema: „Wechselwirkung von Tracht und Mode in Österreich“.
Die historischen Räume im Wiener Melkerhof im 1.Bezirk werden angemietet und erweisen sich bis heute als perfektes Ambiente.
1968
Auf Initiative von Marlen Tostmann öffnet in den Geschäftsräumen im Advent der erste „Altwiener-Christkindlmarkt“ seine Türen – damals eine großartige neue Idee, die später zahlreiche Nachahmer fand.
Marlen Tostmann entwirft neue Uniformen für die Hostessen der AUA (Austrian Airlines) und erhält bei einem internationalen Wettbewerb der schönsten Hostessen-Uniformen den 2. Preis (1. Preis: PIA aus Pakistan, Entwurf: Pierre Cardin)
Im selben Jahr erwirbt Jochen Tostmann das alte Gemeindeamt in Seewalchen um es vor dem Abbruch zu bewahren. Durch erweiternde bauliche Maßnahmen gelingt es Produktion, Verwaltung und Detailgeschäft unter einem Dach zu vereinen.
1977
übergibt Marlen Tostmann die Firmenagenden zur Gänze an ihre Tochter Gexi.
1980
Gexi Tostmann gründet gemeinsam mit Freunden den „Kulturverein Mölkerstiege“, Herausgeber der Zeitschrift „Die Mölkerstiege“ und zukünftiger Organisator zahlreicher kultureller Veranstaltungen.
1980
Jochen Tostmann stirbt.
1983
übernimmt Gexi Tostmann zusätzlich zu Tostmann in Wien die Leitung von Tostmann in Seewalchen.
1988
eröffnet in Wien eine eigene Abteilung für Herrentrachten. Freunde des Hauses – eine illustre Mischung aus Politik und Kunst – führen bei einer außergewöhnlichen Modenschau die Modelle vor.
1989
wird im Schloss Kammer das 40-jährige Jubiläum gefeiert. Im selben Jahr führt Gexi Tostmann die beiden Firmen „Trachten Tostmann“ in Wien und „Tostmann Trachten“ in Seewalchen unter dem Namen „Tostmann Trachten“ mit Stammhaus in Seewalchen und Filiale in Wien auch rechtlich wieder zusammen.
1990-er
Viele österreichische Betriebe verlagern ihre Produktion ins billigere Ausland – die Produktion der Tostmann Dirndl bleibt weiterhin in Seewalchen. Gexi Tostmann setzt auf „sanftes Schrumpfen“, Umstrukturierung und Konzentration auf das Kerngeschäft.
1999
feiert Tostmann Trachten im Schloss Kammer sein 50-jähriges Bestehen. Der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer verleiht Marlen und Gexi Tostmann das „Goldene Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich“. Im Rahmen der Feier stellt Gexi ihre Tochter Anna offiziell als Firmennachfolgerin vor.
2009
wird Florian Grosser – er war bereits zu Studienzeiten für die Firma tätig – Mitglied der Geschäftsleitung.
2011
Tostmann Trachten erwirbt das ehemalige „Büchsenmeistergütl“ im Zentrum von Seewalchen und gestaltet es zur heutigen Bandlkramerey .
Im Mai wird in Wien die Ausstellung „Gexi Tostmann – meine 365 Dirndl erzählen“ eröffnet. Über 10.000 Besucher kommen in den darauffolgenden Monaten um die Ausstellung zu sehen.
2015
Im Juni öffnet die „Bandlkramerey“ ihre Türen. Im Erdgeschoß befindet sich ein Café, im 1. Stock wird das Museum eingerichtet. Von Beginn an finden zahlreiche kulturelle Veranstaltungen und Feierlichkeiten statt.
2017
Am Allerheiligentag stirbt Marlen Tostmann, kurz nach ihrem 102. Geburtstag.
2020
Der Betrieb der Bandlkramerey wird nach Ende des coronabedingten Lockdowns nicht mehr aufgenommen und man entscheidet sich zum Verkauf der gesamten Liegenschaft.
2022
Gexi Tostmann feiert am 11. August ihren 80. Geburtstag.
2024
feiert Tostmann das 75-jährige Bestehen.